Thursday, May 26, 2011

RAGE AGAINST RACISM Open Air - Interview mit dem Veranstalter zur Absage auf The-Pit.de

Rage Against Racism 2011 
- Gründe für die Absage - 
Das Malheur der fehlenden Fluchtwege 


Schlechte Nachrichten hört man einfach nicht gerne und wenn es dann auch noch das recht renommierte „Umsonst und Draußen“-Festival Rage Against Racism trifft, dann ist der Unmut in der schwermetallischen Szene umso größer. Loveparade und Vieles mehr geisterte im Sekundentakt via Facebook und Co. durch den Äther und so manche schlaue Phrase verkam schnell zur Wirklichkeit. Was lag da näher, als geschwind den Hörer in die Hand zu nehmen und den Festival-Ideengeber und Projektmanager Levent Bierbach-Tomicki anzurufen, um kurz nachzuhaken. 


The-Pit.de: Hi Levent, auf der Homepage zum Rage Against Racism habt ihr bekannt gegeben, dass das Festival dieses Jahr ausfällt. Kannst du dazu weitere Informationen herausrücken? 

Levent Bierbach-Tomicki: Das ist folgendermaßen. Die Mühle liegt auf einem Hügel und alle Ausgänge, die es von diesem Gelände gibt, führen auf die Clarenbachstraße. Die Straße ist recht schmal und sie ist für die Zuschauer als Fluchtweg nicht geeignet. Sollte wirklich etwas passieren, müssten die Einsatzfahrzeuge über die Clarenbachstraße einfahren. Die Menschen würden versuchen herauszukommen, die Rettungskräfte würden versuchen hereinzukommen. Man sagte mir: „Stellen sie sich einmal vor, hier schlägt der Blitz ein und es liegen 50 Leute auf der Wiese, dann müssen wir mit den Autos heranfahren können.“ Das leuchtet uns auch ein und ist auch kein Problem, aber man kann das Gelände nach hinten hin nur sehr schwer öffnen. Man müsste eine Treppe bauen lassen. Da die Ämter aber erst Anfang April auf uns zugekommen sind, ist das natürlich in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich. Wir haben dann versucht, das Festival zu verlegen, aber auch dafür hätten wir letztendlich ein Sicherheitskonzept gebraucht und das kostet natürlich. Architekten, Brandschutzsachverständige etc. Also haben wir gesagt, dass wir dieses teure Konzept jetzt nicht für einen anderen Ort umsetzen. Wir lassen lieber dieses Jahr das Festival ausfallen und stecken das Geld in die Mühle, um das Gelände fit zu bekommen. 

The-Pit.de: Die ersten enttäuschten Fans machen sich schon bemerkbar und nicht wenige skandierten mit dem Tenor „Alles nur wegen der Loveparade. Das RAR gehört schon zu den etablierten Festivals hier im Pott – warum gab es dann in den letzten Jahren keine Probleme? 

Levent Bierbach-Tomicki: Auswirkungen sind natürlich relativ. Man ist da sicher früher etwas großzügiger gewesen und jetzt malt man natürlich in verschiedenen Bereichen den Teufel an die Wand, dieses „Was wäre, wenn“-Spiel. Auf dem anderen Gelände wurde gefragt: „Was machen sie denn, wenn die Leute nach Hause gehen?“ „Dann gehen sie halt nach Hause“. Daraufhin wurde wieder gefragt: „Mmmh, da ist doch eine Straße“, und ich antwortete: „Ja sicher.“ „Da fahren dann doch auch Autos“, kam dann zurück und ich dann wieder: „Ja sicher, aber nicht so viele, denn es ist dann später Samstagabend.“ „Das ist ja noch schlimmer, dann fahren die Autos ja schneller“ war dann das Gegenargument. Solche Spiralen der Gefährdungsbegutachtung zogen sich dann immer weiter nach oben. Natürlich guckt man nach der Loveparade genauer hin, aber andererseits bin ich froh, dass in den letzten acht Jahren an der Mühle auch nichts passiert ist. Wir wären dann nicht so gut geschützt gewesen, wie wir uns das alle vorgestellt hatten. Wenn sich auf der Clarenbachstraße die Hölle aufgetan hätte, dann hätten wir wirklich Probleme bekommen, das Gelände zu evakuieren. Das wollen wir in den nächsten Jahren auch vermeiden. Wir wollen ja niemanden gefährden. Wer schon einmal dort war, der weiß, dass es immer sehr friedlich war, aber man kann manche Gefahren ausschließen und das wollen wir auch für die nächsten Jahre tun. Die Loveparade war vielleicht noch einmal der Anstoß, genauer hinzuschauen. Deswegen kann man das zukünftige Publikum besser schützen und das ist eigentlich gut. Es ist halt nur sehr schade, dass es so kurzfristig ist und dass wir das einfach nicht mehr hinbekommen können. 

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