Wednesday, September 29, 2010

"Kumpels in Kutten" III - Kulturhauptstadt 2010 ohne Metal


Kumpels in Kutten III

"Metal passt einfach nicht 

in das klassische Kulturschema"

Dienstag, 28. September 2010 09:22



Kumpels in KuttenWarum findet eigentlich die hiesige Metalszene trotz ihres Erfolgs von offizieller Seite kaum Zuwendung, fragt sich nicht nur Prof. Eichener in diesem interessanten Interview. Und wenn eine Stadt wie Essen stellvertretend für das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt ist, wieso findet dieses wunderbare Stück Metalkultur im Ruhrgebiet dann eigentlich keine Beachtung im offiziellen Kulturhauptstadt-Programm. Das haben sich Holger Schmenk und Christian Krumm, die Herausgeber von "Kumpels in Kutten. Heavy Metal im Ruhrgebiet, und Philip Stratmann (2010lab.tv) im dritten Teil ihres Gespräch gefragt. Teil 1 über das Buch gibt es hier, Teil 2 über die Szene hier.

Ich fand ja von vornherein etwas befremdlich, dass Metal als vielleicht wichtigste und erfolgreichste Ruhrgebiets-Szene im Kulturhauptstadtprogramm gar nicht vorkommt. Gibt es da ohnehin auch Vorbehalte von Seiten der Szene?


Holger: Vorbehalte gibt es wohl vor allem von Seiten der so genannten Hochkultur und Leuten, die sich nie damit beschäftigt haben. Ich finde es traurig, wenn ich höre, Heavy Metal sei etwas Asoziales. Das hat man vor kurzem wieder aus einem Bericht über das Wacken Open Air in der Welt am Sonntag indirekt herauslesen können. Das Festival kann man natürlich im Hinblick auf seine Kommerzialisierung und Größe kritisieren, es aber auf gängige Klischees zu reduzieren, ist peinlich. Das ist aber das Bild, das konservative Kreise transportieren wollen. So ähnlich ist das möglicherweise auch bei der Kulturhauptstadt:

Heavy Metal passt einfach nicht in das klassische Kulturschema. Eine Band wie z.B. Kreator nicht zu berücksichtigen, die bis heute über drei Millionen Alben verkaufen konnte, ist unverständlich. Allmählich sollte man erkennen, dass Metal eine ernstzunehmende Kunstform darstellt, aber so weit sind wir leider noch nicht. Produzent und Gitarrist Waldemar Sorychta hat es vielleicht am besten formuliert: "Heute gilt Musik wie die von Beethoven als Kulturgut, solche Leute waren vor 200 Jahren auch nicht nur seriös, sind wie wir mit einer Flasche Wein durch die Straßen gelaufen und haben ihre Lieder gesungen." Es besteht also Hoffnung.

Hättest du das gut gefunden, wenn es aufgenommen worden wäre?

Holger: Ja, es hätte nicht unbedingt ein Hauptprogrammpunkt sein müssen, aber das Rock Hard Festival hätte man durchaus als Projekt aufnehmen können. Das ist Kultur, die Menschen erreicht. Ich glaube auch nicht, dass die Organisatoren des Festivals das abgelehnt hätten, ganz einfach weil sie sonst nie so viel Aufmerksamkeit bekommen. Wann sieht man eine junge Metal-Band schon mal im Fernsehen oder liest über sie einen ausführlichen Zeitungsbericht?

Christian:
Metal ist aber andererseits auch etwas, das nicht unbedingt auf diese Art und Weise gefördert werden muss. Vielleicht empfindet der Mainstream Metal aber auch immer noch nicht als salonfähig.

Aber das wäre ja vielleicht eine Chance gewesen, das zu ändern...


Christian:
Die Frage ist: "Die Chance wofür?" Ich habe noch nie intensiv darüber nachgedacht, aber frage mich gerade, ob die Metal-Szene eine solche Aktion wirklich braucht.


Buchpräsentation: 2.10.
Helvete, Oberhausen (mit Konzerten von Capital Joke (Livepremiere, neue Band von Manni Schmidt, ex-Rage/ex-Grave Digger), Path Of Golconda, Scanner, Depredation


Foto: Jörg Litges www.lautundinfarbe.de

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