Bernd Eichinger ist tot
Ich hatte einen Traum
Ein Nachruf von Tobias Kniebe
Überraschend in Los Angeles verstorben:
Filmproduzent Bernd Eichinger
(© SZ Photo/ Regina Schmeken)
Abschied von einem ganz Großen: Bernd Eichinger ist bei einem Essen in Los Angeles einem Herzinfarkt erlegen. Der deutsche Film verliert einen Mann, an dem man sich reiben konnte. Und den einzigen Produzenten von Weltrang. Er wurde nur 61 Jahre alt.
Es muss Ende 2005 gewesen sein, als in den Münchner Bavaria-Studios in aller Stille das "Parfum" gedreht wurde. Mitten in der großen Filmhalle war da ein kleiner klaustrophobischer Keller aufgebaut, der Arbeitsraum des Parfumeurs Baldini alias Dustin Hoffman - der gerade wortreich gestikulierend eine Lieferung Rosenblätter empfing. Sie regneten, Take für Take, in Massen durchs Kellerfenster hinab, zwischendrin erzählte Hoffman schmutzige Witze. Der Regisseur Tom Tykwer war mittendrin im Geschehen, erhitzt und animiert, um jede Bewegung von Kamera und Schauspielern zu führen.
Etwas abseits im Dunkeln, weit entfernt vom gleißenden Kern des Geschehens, saß Bernd Eichinger, der Produzent - mit Kopfhörern vor einem Monitor. In diesem Moment hatte er eine einsame, nicht gerade bequeme Position auf einem hohen Stuhl, der praktisch zur Aufmerksamkeit zwang. Eichinger saß auf der vordersten Kante, Stunde um Stunde. Stunden an Filmsets können elend lang werden, wenn man nicht direkt an der Kamera beschäftigt ist. Eichinger sagte praktisch nichts und rührte sich nicht, aber er hatte den Blick mit einer gebannten, denkwürdigen Intensität auf das Monitor-Bild geheftet. Niemand beobachtete ihn, den großen Showman, aber er konnte und wollte sich nicht zurücklehnen, den Blick nicht für eine Sekunde abwenden, um die anderen mal kurz allein machen zu lassen: ein Mann und seine Lebensleidenschaft.
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