'Terror 2.0'
Mal rasend, mal im stampfenden Midtempo,
aber immer mit hohem Wiedererkennungswert
10/10
Ein Review von Jörg Müller für the-pit.de
Eure Erben sind Darkness, und Darkness sind Eure Erben - eigentlich ganz einfach, doch so schlicht wollen es sich die Essener Thrasher eigentlich nicht machen. Tief in den Achtzigern startete diese Band als Darkness und veröffentlichte mit „Death Squad“, „Defenders Of Justice“ und „Conclusion And Revival“ drei Studioalben. Irgendwann Anfang der Neunziger lösten sie sich dann auf, doch mit der Zeit zuckte es wieder in den Fingern Musik zu machen, was sie dann auch seit 2004 ernster vorantrieben. Zeugen dieser „Weltherrschaftsübernahme“ sind die beiden EPs „Eure Erben“ von 2006 und „Eure Fäuste“ aus dem Jahre 2007 unter dem Titel Eure Erben.
Die Aufnahmen zum Debut wurden zwar Ende 2009 eingeleitet und auch recht zügig abgeschlossen, doch bis „Terror 2.0“ auch endlich verfügbar war, dauerte es schon noch einige Zeit, und erstmalig konnten Arnd, Emma, Hobie und Lucky ihr neues Machwerk auf der Kölner Schallplattenbörse am zweiten Weihnachtsmarkt vorstellen.
Da könnte man glatt meinen, dass weihnachtliche Besinnlichkeit alles vollsülzt, dass da sich der berühmte Wurm eingenistet hätte, doch Fehlanzeige – keine Chance, sich da so stichig durch die Kunststoffhülle zu fräsen und Störmanöver zu entfachen. Denn für diese Attacken sind wenn überhaupt Eure Erben zuständig. Wie das? Arnd und Co. legen viel Wert auf ihre Texte und bohren nachdringlich in den Fehlern der Gesellschaft, stecken genüsslich den gesalzenen Finger in die offen liegende Wunde namens Politik, und dabei nehmen sie kein Blatt vor dem Mund, sondern befeuern mit Verbalöl die Ödnis der kritiklosen Masse.
So ganz können Eure Erben eh nicht die Vergangenheit abstreifen, doch aus tiefem Respekt vor zwei verstorbenen Ex-Sängern kam eine Reunion unter dem alten Banner nicht in die Tüte, und nach wie vor sind die Jungs tief mit Pfahlwurzeln im Thrash verankert. Genau deswegen haben sie nicht nur elf Stücke mit deutscher Sprache hinterlegt, sondern die gleichen Tracks mit englischen Texten eingetrümmert. Eure Erben sind eben Darkness und Darkness sind Eure Erben.
Und was Eure Erben unter Thrash verstehen, zeigen sie auch direkt nach dem kurzen Intro genauso kompromisslos wie ihre textlichen Ergüsse – stampfende Drums und rasende Gitarren sorgen dafür, dass bei „Terror für Terror“ die beklemmende „Big Brother is watching you“-Thematik auch entsprechend aggressiv untermalt wird – und mit der Abschlusszeile „Freiheit trägt ein Totenkleid“ bringen Eure Eben den Sicherheits- und Kontrollwahnsinn auf den Punkt. Eure Erben besingen die Ellenbogen und den Überfluss der einfältigen Bürgerlichkeit, sie sind ein Spiegelbild der täglichen Pressemeldungen, sie zeigen auf, was viele sich nicht trauen auszusprechen: „Deus Lo Volt“ mahnt eindringlich vor den neumodischen Bombenkreuzzügen, und auch hier fräsen sich die Gitarren tief ins Bewusstsein. „Amok“ ist ein geschwind treibender Thrasher, und ein sehr starkes Solo brennt sich förmlich in die Hirnschale.
No comments:
Post a Comment