Ein Auszug des Berichts
In 2010 fand das Metropole Ruhr Festival noch in der wesentlich größeren Turbinenhalle in Oberhausen statt, doch für 2011 mussten die Organisatoren kleinere Brötchen backen. Für übersichtliche knapp 20 Euro gab es ein thrashiges sieben Bands beinhaltendes Paket, doch die Fans hatten an diesem Wochenende nicht gerade die Ticketeinkaufshosen an – letztlich tummelten sich vielleicht 300 bis 350 Leute in der Matrix. Das ist schade, denn das Billing konnte sich durchaus sehen lassen und der Sound war weitestgehend richtig ordentlich. Was da für 2012 noch verbessert werden soll, bleibt eher rätselhaft.
Die Dorstener Dipsomania – immerhin schon 1988 gegründet – kamen mit reichlich Verspätung auf die Bühne. Eine Ansage über den Grund gab es leider nicht, weswegen sich die Fans ratlos anstarrten. Wer den straffen Zeitplan eines Festivals dieser Kategorie kennt weiß, dass die Band wohl dementsprechend ein kürzeres Set spielen würde – und so kam es auch. Dass sie allerdings auch über die volle Schlagdistanz unterhalten können, bewiesen Dipsomania erst kürzlich noch im Helvete sowie beim Metal Apocalypse Over Dorsten.
Wie schon bei Eradicator glänzte ein Großteil der Festivalbesucher durch Abwesenheit und so verpassten sie eine brutale „Holy Death“-Version. Frontmann Dirk stakste wie angestochen in seinem „Sex. Murder. Art”-Shirt über die Bühne und bölkte fies in sein Mikrofon. Schnell hatten sich auch die ersten Headbanger links von der Bühne postiert und ließen die fettigen Strähnen wirbeln.
„Wir haben keine Zeit“ – klar, wenn man so spät die Bühne entert - und schon legten sie mit „Face To Face“ los. Bei „Awestruck“ dann konnten Dipsomania endlich auch ihren Lohn für die schweißtreibende Arbeit einsacken und blickten auf zahlreiche nickende und schüttelnde Köpfe sowie hochgereckte Fäuste und Pommesgabeln. Nachdem die Kirche und die dort ablaufende Praxis anklagenden „God Shit And Amen“ mussten dann allerdings die Death Thrasher ihren Platz räumen.
Wer auf melodischen Death Thrash und gehöriger Groove-Kante steht, kommt derzeit kaum an der Essener Truppe The Very End vorbei. Wie schon beim Exile Festival 2011 –Spring Edition – mussten sie allerdings weiterhin auf ihren Gitarristen René verzichten, der sich vor geraumer Zeit verletzt hatte und noch immer nicht vollständig genesen war. War es noch in Herne Dennis von Final Depravity, so sprang für das Metropole Ruhe Festival Alexander Bartkowski von Guerilla ein – nur wenige Proben mussten reichen, um sich auf die Show vorzubereiten.
The Very End spielten eine Mischung ihrer beiden Alben „Vs. Life“ und „Mercy & Misery“ mit Schwerpunkt auf das Anfang des Jahres veröffentlichte Zweitwerk, doch in der Matrix konnten sie nicht wirklich die Herzen der Fans erreichen. Dabei lieferte die Truppe einmal mehr wieder eine schweißtreibende Show ab und nachdem die ersten drei Schwerhämmer recht zügig durchgeholzt wurden, lieferten sie mit „Flatline“ einen Kracher des Debuts – aber auch hier gab es weitestgehende Ignoranz beim Publikum.
Die ersten vernünftigen Reaktionen konnten The Very End dann endlich mit dem Videoclip „A Hole In The Sun“ erreichen – die ersten Pommesgabeln zuckten, und einzelne Headbanger ließen die Matten fliegen – wobei: Birte, die Freundin vom Frontmann Björn, schien ihre Locken auf Dauerrotation gestellt zu haben, denn anscheinend ohne Pause zischten die blonden Strähnen durch die Luft.
Ab diesem Zeitpunkt jedenfalls konnten The Very End auf mehr freudige Fans blicken und den nach „Blacklisted“ gespendeten ordentlichen Applaus hatten sie sich redlich erarbeitet.
Warum jetzt schon die ersten Auflösungserscheinungen auftraten, weiß wohl nur der Geier, denn Forbidden sieht man nun nicht alle Tage live im Pott und mit „Omega Wave“ hatten die US-Thrasher auch ein richtig amtliches Scheibchen vorgelegt.
Zuerst galt es, verwundert die Augen zu reiben, denn Fronter Russ hätte auch als Bühnendouble für Jaka-Boni durchgehen können. Und der Posten hinter den Schießkesseln war doch auch anders besetzt? Mark Hernandez war nicht dabei, dafür hatte es sich Gene Hoglan, letztes Jahr noch mit Fear Factory unterwegs, auf dem kleinen Hocker gemütlich gemacht.
Die Show von Forbidden konnte in drei Teile getrennt werden – zweimal gab es Old School Thrash auf die Mütze und der dritte Part stellte das aktuelle Old School-Material vor.
Schnell war auch der etwas matschige Sound wieder in die Erfolgsspur gebracht, denn so machten gleich die ersten Kracher vom Debut „Forbidden Evil“ und dem Nachfolger „Twisted Into Form“ erst recht Spaß. Ein kurzes „Wie geht es euch“, und schon folgte mit „Off The Edge“ gleich der nächste Kracher. „R.I.P.“ ist wohl aktuell die perfekte Hommage an alle zu früh verstorbenen Szenegrößen.
Ob die alten Tracks oder ab „Forsaken At The Gates“ das neue Material – die Fans feierten ihre Helden. Auch hier gab es ein Mattenmeerspiel zu besichtigen und Forbidden-Sprechchöre zeigten die Zufriedenheit der Fans an. Belohnt wurden sie dann im Zugabenteil mit einem weiteren Thrashpaket aus der Bandfrühphase – ein würdiger Abschluss einen tollen Festivals.