Zum Tode von Vicco von Bülow
Loriot kann es.
Sonst keiner
Von Bernd Graff
Ach! Der Mann ist doch unsterblich. Loriot ist unsterblich. Seine Figuren, unsterblich. Seine Stimme - unsterblich. Die Knollennasen - unsterblich. Die unfassbaren Jodeldiplome, kaputten Fernseher, Zu-Wasser-Enten, Müller-Lüdenscheids, Dr. Klöbners, Fremdwannen - unsterblich. Aber Vicco von Bülow ist tot. Gestorben im Alter von 87 Jahren.
Der Sohn aus einer alten preußischen Offiziersfamilie, geboren in Brandenburg, humanistisch gebildet und unbedingt talentiert als Zeichner war DER Humor der alten Bundesrepublik. An ihm arbeiteten sie sich alle ab, die nach ihm kamen und nur in seinem Schatten standen: die Blödelbarden von damals, die Klimbims, die Ottos und Hapes. Doch Loriot war immer besser, geistreicher, humorvoller, stilvoller.
Subversiver. Ja, subversiver. Denn Loriot war kein konfrontativer Rabauke. Loriot verdrehte die Deutschen von innen. Er sah - wohl oft zu genau - hin, was seine Mitbürger so taten und sprachen, oftmals achtlos: Floskeln, Gesten, das geballte Formwahren der versteinerten Republik.
Unter Loriots Blick zerbröselte der Popanz "Gute Miene" zu nacktem, kauzigen Menschsein. Ein Dr. Klöbner ist eben sehr viel weniger Titel- und Würdenträger, wenn man ihn mit Badekappe und Quietsche-Ente in einer leeren Wanne über deren Befüllung diskutieren sieht. Aber darauf, einen hochfahrend sprechenden Akademiker in dieser allzu menschlich lächerlichen Situation zu zeigen und diese Situation nicht krachend auszukosten, sondern verhalten - darauf muss man ja auch erst einmal kommen! Loriot konnte es. Sonst keiner. Hier weiterlesen >>
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